Herzrhythmusstörungen: Ursachen, Symptome und moderne Therapieansätze
Was ist ein normaler Herzrhythmus und wie entsteht er?
Ein gesunder Herzrhythmus, auch Sinusrhythmus genannt, entsteht durch elektrische Impulse, die im Sinusknoten (Sinuatrialknoten) generiert werden. Dieser fungiert als primärer Schrittmacher des Herzens. Über das Reizleitungssystem – bestehend aus AV-Knoten, His-Bündel, Tawara-Schenkeln und Purkinje-Fasern – werden die Impulse weitergeleitet und sorgen für eine koordinierte Kontraktion des Herzmuskels.
Was versteht man unter Herzrhythmusstörungen?
Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) sind Abweichungen vom normalen Sinusrhythmus. Sie können sich in Form von zu schnellem (Tachykardie), zu langsamem (Bradykardie) oder unregelmäßigem Herzschlag äußern. Ursächlich sind meist Störungen in der elektrischen Erregungsbildung oder -leitung.
Welche Hauptformen von Arrhythmien gibt es?
Zu den häufigsten Formen zählen:
- Vorhofflimmern
- Vorhofflattern
- Extrasystolen
- AV-Block I–III
- Sick-Sinus-Syndrom
- Ventrikuläre Tachykardie
- Kammerflimmern
Wie äußern sich Herzrhythmusstörungen klinisch?
Typische Symptome sind:
- Herzstolpern oder Palpitationen
- Herzrasen (Tachykardie)
- Bradykardie mit Leistungsschwäche
- Schwindel, Synkopen (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust)
- Atemnot, Brustschmerzen, Angstgefühl
Welche Erkrankungen begünstigen Arrhythmien?
Zu den Risikofaktoren zählen:
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinsuffizienz
- Herzklappenerkrankungen
- Myokarditis
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Elektrolytstörungen (Kalium, Magnesium, Calcium)
- Genetische Syndrome (z. B. Long-QT, Brugada)
Wie gefährlich ist Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern erhöht das Risiko für Schlaganfälle um das Fünffache. Eine konsequente Therapie mit Rhythmus- oder Frequenzkontrolle sowie Antikoagulation ist essenziell.
Wie werden Arrhythmien diagnostiziert?
Zur Diagnostik zählen:
- 12-Kanal-EKG
- Langzeit-EKG (24–72h)
- Event-Recorder / Loop-Recorder
- Belastungs-EKG
- Echokardiographie
- Kardio-MRT
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU)
- Telemetrie auf der Überwachungsstation
Wie unterscheiden sich supraventrikuläre von ventrikulären Arrhythmien?
Supraventrikuläre Arrhythmien entstehen oberhalb der His-Bündel-Teilung (z. B. Vorhofflimmern), ventrikuläre unterhalb (z. B. Kammerflimmern) – letztere sind oft potenziell lebensbedrohlich.
Welche medikamentösen Optionen gibt es?
Wirkstoffklassen umfassen:
- Klasse-I-Antiarrhythmika (z. B. Ajmalin, Flecainid)
- Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron)
- Betablocker
- Kalziumantagonisten (z. B. Verapamil)
- Digitalispräparate
- NOAKs zur Thrombembolieprophylaxe
Wann ist eine Kardioversion erforderlich?
Bei anhaltendem Vorhofflimmern und hämodynamischer Instabilität kann eine elektrische oder medikamentöse Kardioversion notwendig sein.
Welche interventionellen Verfahren stehen zur Verfügung?
- Katheterablation (z. B. Pulmonalvenenisolation)
- Kryoablation
- Implantation von Herzschrittmachern bei Bradykardie
- ICD (Defibrillator) bei hohem Risiko für Kammerflimmern
Welche Rolle spielen strukturverändernde Erkrankungen?
Patienten mit Myokarditis, dilatativer Kardiomyopathie oder Aortenstenose haben ein erhöhtes Risiko für Arrhythmien aufgrund gestörter Erregungsleitung.
Was ist ein Sick-Sinus-Syndrom?
Beim Sick-Sinus-Syndrom ist die Funktion des Sinusknotens gestört, was zu Bradykardie, Pausen oder alternierenden Tachykardien führen kann – meist ist ein Schrittmacher erforderlich.
Wie gefährlich sind Extrasystolen?
Vereinzelt auftretende Extrasystolen sind meist harmlos. Bei gehäuftem Auftreten (>10.000/24h) und Strukturherzerkrankung kann eine Therapie notwendig sein.
Kann Stress Arrhythmien auslösen?
Ja, insbesondere bei sympathikotoner Dominanz können Stresshormone wie Adrenalin das Auftreten von Arrhythmien begünstigen.
Wann ist eine Antikoagulation erforderlich?
Bei Vorhofflimmern ab einem CHA₂DS₂-VASc-Score ≥ 2 (m) bzw. ≥ 3 (w) ist eine orale Antikoagulation indiziert zur Prävention von Schlaganfällen.
Wie erfolgt die Nachsorge?
Langfristige kardiologische Betreuung durch Herrn Arshak Asefi, M.D., umfasst EKG-Kontrollen, Anpassung der Medikation und ggf. rhythmologische Reinterventionen.
Welche Bedeutung hat die Herzfrequenzvariabilität (HRV)?
Die HRV ist ein Marker für autonome Regulation und vegetative Stabilität und kann Rückschlüsse auf das kardiovaskuläre Risiko geben.
Wie beeinflussen Elektrolyte den Herzrhythmus?
Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalzämie destabilisieren die Membranpotenziale und erhöhen das Risiko für ventrikuläre Arrhythmien.
Wie wirkt sich eine Schilddrüsenfehlfunktion aus?
Hyperthyreose kann Tachyarrhythmien begünstigen, Hypothyreose Bradykardien – beide Zustände erfordern eine endokrinologische Mitbetreuung.
Wie kann Sport bei Arrhythmien helfen oder schaden?
Regelmäßiger Ausdauersport wirkt protektiv, während exzessiver Leistungssport bei genetischen Syndromen oder strukturellen Herzerkrankungen Arrhythmien fördern kann.
Was ist ein Brugada-Syndrom?
Ein genetisches Kanalopathie-Syndrom mit erhöhtem Risiko für Kammerflimmern, typischem EKG-Bild und ggf. Indikation zur ICD-Implantation.
Was ist ein Long-QT-Syndrom?
Eine angeborene oder erworbene Verlängerung des QT-Intervalls im EKG mit erhöhtem Risiko für Torsade-de-pointes-Tachykardien und plötzlichen Herztod.
Wie kann die Digitalisierung die Diagnostik verbessern?
Mobile EKG-Pflaster, Telemonitoring und Smartphone-basierte Messungen ermöglichen frühzeitige Erkennung und Therapiebegleitung bei Arrhythmien.
Was ist der Unterschied zwischen Frequenz- und Rhythmuskontrolle?
Frequenzkontrolle reguliert die Herzfrequenz bei persistierendem Vorhofflimmern, Rhythmuskontrolle zielt auf Wiederherstellung des Sinusrhythmus.
Wann ist eine kardiologische Rehabilitation sinnvoll?
Nach Ablation, ICD-Implantation oder infarktbedingten Rhythmusstörungen kann eine Reha helfen, Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Adhärenz zu verbessern.